P1S Probleme mit ABS und ASA

Hallo zusammen, ich habe seit einigen Wochen meinen P1S und hatte bisher überhaupt keine Probleme. Nach dem Auspacken, hat er sofort und in einer perfekten Qualität PLA und PETG gedruckt.
Da ich gerne für mein Auto Bremsbelüftungstrichter drucken wollte, habe ich diese erstmal in PLA gedruckt und nach dem anpassen in ABS. Der erste druck hat auch super funktioniert. Dabei hatte ich 20% Infill genutzt und den Bauraum vorgeheizt und das Material vorher getrocknet. Kam super raus und passt auch top. Leider würde ich gerne den Infill auf ca 100% hoch drehen, da die Teile schon etwas aushalten müssen. Leider klappt das weder bei ABS noch bei ASA. Warping, ablösen vom Druckbett, schreckliche Überhänge trotz Support. Ich habe jetzt schon echt viel getestet. Ein Brauchbarer Druck auf 100% Infill kam nicht wirklich heraus. Das beste war bisher nur ein Druck mit ABS(Im Bild Rechts), vorgeheiztem Bauraum, frisch mit spüli gewaschener Textured PEI plate, Decke über dem Drucker und Druckbett auf 95°. Ich habe schon die Schichthöhe auf 0.20mm zurückgestellt, da ich anfangs mal mit Fine 0.12mm und Extra Fine 0.08mm Drucken wollte aber da nur Müll heraus kam und ich hier im Forum gelesen habe, dass das wohl nicht so gut klappen soll.

Was mache ich Falsch? Kann jemand an den Bildern etwas erkennen ?
Das schwarze Modell wurde in ASA gedruckt, Blau in ABS. Es wurde immer Brim genutzt, layerhöhe in 0.20mm, 0,4 nozzle und Bambulab ABS und ASA.
ich habe die Überhänge beim letzten sogar langsamer drucken lassen hat alles nicht geholfen. Wenn der Druck sich nicht vom Bett reist, dann sehen die Überhänge furchtbar aus…

Der Heutige Druck (Rechts) ist leider auch nicht schön geworden. Diesmal bin ich sogar schon mit dem Infill herunter gegangen. Zusammengefasst:
Bauraum vorgeheizt 30 min bei 100grad Bett
Langsame überhänge,
Extrem Fette Brim (20mm),
45% Infill,
Supports,
Standard Bambu Profil für ASA mit 0.20mm schichthöhe.
Der linke Druck hat sich wieder so verzogen, dass er die Plattenhaftung verloren hat. Den hab ich gestern Nacht mit 100% Infill und kleinen Anpassungen nochmal gedruckt.

Hallo,

Ich muss vorab sagen:
Ich war früher tief im FDM 3D Druck drinnen und steig erst jetzt nach Jahren wieder ein.
Gute Tipps bezüglich FDM Druck kann ich somit wohl eher nicht geben, aber womöglich hilft dir mein Wissen über generelle Fertigungsverfahren.

Warum löst sich dein 3D Druck von der Druckfläche?
A: weil er sich verzieht.

Warum verzieht er sich?
A: weil er unterschiedlich schnell schrumpft.
Dein Teil wird vermutlich von unten mit ~100°C beheizt.
Und je weiter du nach oben hin vom Druckbett wegkommst desto kühler wird die Umgebung.
Denn der PS1 hat soweit ich weiß keine Bauraum Heizung.

Vielleicht schaffst du es durch abdichten auf 50°C im Bauraum. Das ist aber immer noch viel zu kalt.
Entscheidend ist die sogenannte Glasübergangstemperatur (Tg). Bei ABS liegt die eher im Bereich von 100°C. Daher wird auch eine Druckbetttemperatur von 100 Grad empfohlen. Also die Zahl kommt nicht von irgendwo.
Bei dieser Temperatur bleibt dein Kunststoffteil schön geschmeidig/weich und die Schrumpfung fällt sehr gering aus. Damit das klappt muss dein Teil aber überall gleichmäßig diese Temp. haben. Beim FDM Drucker hast du nur unten an der Platte diesen Vorteil. Mit jeder weiteren Schicht die du drauf druckst will das Teil oben mehr schrumpfen und somit entstehen kräfte die das Bauteil außen von der Platte ziehen wollen.

Ziel ist es also Spannungen im Kunststoff durch unterschiedliche Schrumpfung durch unterschiedliche Temperaturen zu vermeiden oder zu verringern.

Du bekommst deinen Bauraum aber kaum auf 100 Grad… dann musst du was anderes probieren:

Die Masse die Schrumpfen kann verringern.
Denn je weniger Material da ist, desto weniger kann auch Schrumpfen.
Das hast du bereits bemerkt wenn du mit weniger Füllung druckst. Du hast Material durch Luft getauscht.

Im Spritzguss gilt das gleiche, vielleicht hilft dir das hier auch:

Erstens: Gleiche Wandstärken.
Warum?
Wenn du überall die gleiche Wandstärke hast, dann hast du auch an allen Stellen eine gleichmäßige Schrumpfung.

Zweitens: verhindere auch hier Massenanhäufungen.
Stell dir eine Quadratische Box vor mit einer Wandstärke von 2mm. Hier baust du als Verstärkung einen Steg in der mitte ein. Ebenfalls mit 2mm.
Jetzt haben die Wände, der Boden und dieser Steg 2mm… Passt doch, oder?
Nicht ganz, denn an den Ecken und an der “T” Kreuzung vom Steg ist eine kleine “Materialanhäufung”. Stell dir eine Kugel mit 2mm vor, die durch die 2mm dicke Wand rollt. Bei der T Kreuzung wird sie spiel haben. Vorallem wenn du die Ecken auch noch abrundest.
Hier empfiehlt es sich also, den Steg dünner als die Außenwand zu machen und einen möglichst kleinen Radius auf die Ecken zu legen. Oder kreativ werden und anders Material wegnehmen. Sonst kommt es beim Spritzguss zu Einfallstellen oder auch Verzug.

Ähnlich ist das auch beim 3D Druck… Einfallstellen wird es zwar nicht geben aber Materialspannungen entstehen ganz sicher. Hier aber nicht wie beim Spritzguss durch langsameres abkühlen der Materialanhäufungen nach dem entformen sondern eher weil eine Dicke Wand mehr schrumpfen möchte als eine Dünne.

So, trotzdem wird sich dein Bauteil verziehen weil auch die 2mm dicken Wände werden etwas schrumpfen und der Boden auf der schön warmen Heizplatte aber nicht. Aber es ist schonmal weniger schlimm.
Jetzt kannst du eben mit dem Brim noch versuchen mit Gewalt dagegen zu wirken. Du versucht also die Haftung am Druckbett größer zu machen als die Kraft die das Teil hochziehen will… Hast du ja auch schon probiert.

Mein Rat wäre also: Versuch dein Teil neu zu designen. Wandstärken im Bereich von 2-3mm. Für mehr Stabilität arbeite mit Rippen, Versteifungen und Nuten usw… Verhindere um jeden Preis Materialanhäufungen. Und beachte dabei: Eine Wand mit 4-5mm dicke ist schon fast eine Materialanhäufung, auch ohne Kreuzungen.
Ziel sollte sein, die Masse des Teils deutlich zu reduzieren und die Stabilität aber beizubehalten. Lasse dir dazu das Gewicht der unterschiedlichen Designs im Programm anzeigen. Mehr Masse = Mehr Schrumpfung = mehr Verzug.

Erst wenn das optimiert ist, dann mach den Rest mit Brim und Klebestick und was weiß ich was es da nicht schon alles gibt.

Ein Luftzug (Lüfter) zur Bauteilkühlung sollte der Theorie nach übrigens auch ein starker verursacher von Verzug sein. Denn wie oben geschrieben sind Temperaturunterschiede nicht dein Freund. Je nach Druckobjekt (Überhänge) wird eine Kühlung aber notwendig sein… Das beißt sich leider etwas… Da muss ich mich selbst erst wieder einlesen wie das bei FDM Druck und ABS so läuft…

100 Grad Bauraum würde wohl am meisten bringen. Das geht aber bei solchen Druckern nicht.

Bezüglich Überhänge kann ich leider nichts sagen.

Zum Schluss alles kurz gesagt:
Wie du selbst bei deinem ersten Prototyp bemerkt hast, ist die Masse das Problem. Versuch diese zu reduzieren und arbeite an einem Design das deinen mechanischen Ansprüchen standhält.

Ich hoffe es ist etwas hilfreiches für dich dabei!

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Bonjour.
J’imprime depuis des années à 90% du PETG, de l’ABS et de l’ASA.

  1. bed à 90°
  2. pour l’ABS, je fais une jupe sur une couche de minimum 10 mm de largeur.
  3. j’ai remarque depuis lontemps que plus il y a de surface en contact avec le bed, plus il y a du warping. Que plus les parois sont épaisses et plus il y a de warping.
    J’arrive à faire de grandes pièces sans aucune déformation.
    Essayez d’ajoutr sur votre bed en PEI du 3DLAC.
    Bon courage.
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Ich benutze für ABS+ eSUN die Hight Temp Platte.
Wobei ich sagen muss, das ich recht einfache Sachen Drucke.
Aber das ist eines der Sachen die beim P1S gegenüber MK3s echt gut geht.
Da war ASA und ABS+ trotz Einhausung extrem schwierig.

Wobei ich nicht verstehe warum man 100 % Infill braucht.
Mehr Perimeters wäre da doch besser ?

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Dankeschön für die Ausführliche Antwort.

Gute Tipps bezüglich FDM Druck kann ich somit wohl eher nicht geben, aber womöglich hilft dir mein Wissen über generelle Fertigungsverfahren.

Das klang mir aber sehr fundiert :D. Ich werde mal an ein paar Stellschrauben drehen und mehr auf solche dinge achten. Beim Lüfter bin ich mir grade nicht sicher, ob der nicht automatisch läuft. Falls das der fall ist drehe ich das mal ab.

Guten Tag,
dankeschön für die Antwort. Was meinen sie denn mit

pour l’ABS, je fais une jupe sur une couche de minimum 10 mm de largeur.

ich musste das leider mit Google übersetzen und weiss nicht recht was eine Schürze sein soll.

Viele Grüße
Philipp

Das eSun ASA kann ich auch gerne mal ausprobieren. Werde bald sowieso eine Alternative zu Bambulab Filament suchen müssen, da sich das einfach finanziell nicht rentiert.
Macht denn die High Temp Plate da einen unterschied? die textured PEI plate ist ja auch für die Temperaturen zugelassen.
die 100% Infill hätte ich gerne da die trichter komplett im fahrtwind hängen und ich bedenken habe, dass die sich bei 300kmh zerreisen oder bei steinschlägen aufgeben.

Was ist mit mehr Perimeters gemeint? bin neu in der FDM Druck- Welt :smiley:
Viele Grüße Philipp

Mit dem Filament Rabatt geht Bambu, aber das sind glaube ich nur die ersten 6 Monate, danach muss man für den Club ? Zahlen ?
Bei normalen Filament mag ich 3D Kordo.
eSUN nutze ich ehrlich gesagt nur ABS+, das normale habe ich nie getestet.
Bei eSUN ist nett, das die Bambu Profile zur Verfügung stellen, die Importiert man, und hat die vermutlich besten Einstellungen.

Perimeters sind bei Bambu die Aussenwände.
Bei der Vorschau sind das die Gelben Linien.

Im Prusa Forum habe ich gelernt, dass die Aussenwände mehr Stärke machen als unnötig Infill zu machen.
Mehr als 50 % Infill mache ich nicht.
In der Regel 25 bis 35 % das reicht normal.
Dann lieber die Ausswende hoch machen.
Zb auch bei Löcher für Bohrungen und Schrauben, die Ausswände hochmachen, weil das verstärkt wird.



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Bonjour.
C’est un brim (en anglais). (par exemple, 0,2 mm) et la distance entre la pièce et ce radeau doit être mise à zéro. Cela s’enlève très facilement et la bavure est facile à retirer.

i’ve got a spool of ESUN ABS+ black and the edges are coming out very spiky in the Z axis. Tried the ESUN profile and it’s still happening. Curious what settings you have?

Hallo @filip.schaad, wie geht es dir mit deinem Projekt wenn ich Fragen darf? :slight_smile: /g

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Hallo bernhard,

ich bin noch nicht dazu gekommen. Unser Drucker ist aktuell mit einem anderen Projekt belegt. Ich versuche es aber gleich sofern alle teile gedruckt sind :slight_smile:

Soo habe heute Nacht noch einmal einen versuch gewagt.
Perimeters erhöht und dafür Infill reduziert.
Sind jetzt bei 4 wall loops und 60% infill
Brim auf 20mm
und 0mm zum Bauteil.
Das model hab ich leicht abgeändert, sodass der Übergang zwischen trichter und dem Haltesteg (das was der Support immer halten muss) nicht so hart ist.
Druckbetttemperatur von 95 auf 100Grad erhöht. Druckgeschwindigkeit reduziert und noch mehr Decken über dem Drucker. Dieser hält jetzt mehr als 60 grad Bauraumtemperatur. Das ganze wieder mit Bambu ABS. Leider kam das Ergebnis wieder nicht soo toll raus und musste leider aufgrund von den ganzen Fäden wieder abgebrochen werden (das ist neu). Allerdings hält das Bauteil jetzt bombenfest an der Platte.

ich habe jetzt den abstand zwischen support und bauteil nochmal reduziert und den materialflow von 0.95 auf 1 erhöht. dazu den bauteillüfter wieder etwas reduziert. Mal sehen was jetzt passiert… Danach versuche ich das ganze nochmal mit ASA, da die Betthaftung jetzt echt ausreichend sein sollte.

Soo der heutige Druck sah eigentlich ziemlich vielversprechend aus. Leider hat der Drucker irgendwann beschlossen einfach kein Filament mehr zu fördern bzw nur noch ganz langsam. Ich schätze dass das AMS die Temperaturen der ganzen Decken nicht ganz so vertragen hat… Aber hey wenn im AMS schon über 50 grad sind, dann ist es bestimmt im Bauraum auch gut warm :sweat_smile:

Hier noch der Druck bis zum Abbruch…

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Sooo hallo Leute,

ich hab es endlich geschafft. Sowohl ABS wie auch ASA sind in einem akzeptablen Ergebnis herausgekommen.

Nicht von der Farbe verwirren lassen :smiley: ich habe mein komplettes ABS in blau dafür verbraten und musste auf Schwarz wechseln… :sweat_smile: naia zumindest bin ich jetzt Wissen reicher.

Ich hab mir hier einige Tipps zu Herzen genommen und auch in anderen Forenbeiträgen etwas Wissen gesammelt.

Zu dem guten Ergebnis hat folgende Einstellung geführt:
Filamentsettings:

  • ABS
    • Flow Ratio auf 1
    • Druckbettthemperatur 100°
    • Max Fan speed 25% Bauteillüfter, der Rest komplett aus
    • Fan Speed for Overhangs 20%
  • ASA
    • Flow Ratio auf 1
    • Druckbettthemperatur 100°
    • Max Fan speed 20% Bauteillüfter, der Rest komplett aus
    • Fan Speed for Overhangs 15%

Drucksettings:

  • Decke über den Drucker (und diesmal nur über den Drucker :smiley: )
  • Vor ASA Druck Platte mit Spüli und warmem Wasser Ordentlich sauber gemacht. Bei ABS reicht hier Isopropanol
  • Bauraum mindestens 30 Minuten vorheizen lassen (an ausgeschalteter Nozzle kann man hier gut erkennen wie warm der Bauraum bereits ist)
  • Trocknen des Filaments hat in meinem Fall keinen Unterschied gemacht, daher einfach ein Trockenes Filament nutzen ohne trocknen unmittelbar vor dem Druck.
  • Wall Loops: 5
  • Top shell Layers 6
  • Bottom shell Layers 4
  • Infill 60% mit Grid pattern
  • Overhang speed 10mm/s für alle
  • Druckgeschwindigkeit auf 8000mm/s² reduziert
  • Support Top Z distance auf 0.15mm reduziert
  • Brim mit 20mm breite und 0mm Object gap (hauptsächlich für ASA, da extremes Warping)

letztendlich kann man bestimmt mit den Lüftergeschwindigkeiten noch etwas herumspielen, allerdings ist das Ergebnis für mich so perfekt. Der Druck ist extrem stabil (ähnlich wie 100% Infill ABS mit schlechtem Druckergebnis) und dazu ca 10g leichter. So traue ich den teilen auch zu regen und Steinschläge auszuhalten und ggf. Frost. Alles was ein Auto eben abkönnen muss.

Ich möchte mich nochmal herzlich bei allen bedanken, die mir geholfen haben! :slight_smile:

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Freut mich, das es jetzt läuft!

…eine Anmerkung, lässt mir keine Ruhe :wink:

ich hab jetzt mehrfach von FlowRatio Einstellungen gelesen… Mir kam es hierbei so vor, als ob da nach dem Prinzip try and error gearbeitet wurde.
Ich stelle jedes! neue Filament exakt ein - FlowRatio nach Soll und Ist abgleichen, FlowDynamic mit Testmuster anpassen.

Leider sind grade diese Daten (obwohl sehr wichtig) oft nicht passend…
Ich habe z.B. ein Filament von Extrudr, das Druckprofil welches vom Hersteller bereitgestellt wird ist murks vor dem Herrn!

angegeben wird z.B.:
“filament_density”: “1.41”
“filament_flow_ratio”: “1.03”

gemessen (und eingestellt) hab ich:
“filament_density”: “1.353”
“filament_flow_ratio”: “0.975”

Das Druckergebnis war mit dem gelieferten Profil “Katastrophe” :wink:
anschließend (nach der Anpassung der Werte) einwandfrei.


Das war der Unterschied der beiden oben genannten Werte - der Flow war bei der Herstellerangabe grob falsch.

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Nachtrag:
Das hat natürlich nichts speziell mit ASA/ABS zu tun, mir ging es hier nur um die Flow Einstellung “nach Gefühl”. Das geht definitiv besser, genauer und schneller:

Einstellung des FlowRatios

Hallo, du hast absolut Recht. Das war komplett nach dem try and Error Verfahren. Und zwar hab ich das nur so gemacht, da ich bei Bambu Filament davon ausgegangen bin, dass die Werte zumindest dort Passen. Aber danke für deine Sicht. In Zukunft werde ich das auch mal testen.

Vielen Dank für das teilen der Information. Dies hat mich letztendlich zu meinem Ergebnis geführt, nachdem ich 3 Mal zuvor so einiges ausprobiert hatte.

Danke und Gruß
Martin

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